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Standhaft im Sturm

Wie Microsoft Haltung zeigt in Trumps Amerika

12.05.2025 | In den vergangenen Wochen hat ein Thema die IT-Welt besonders stark beschäftigt: Die Rolle US-amerikanischer Technologiekonzerne in Europa.

Microsoft, Google, Apple und Co. dominieren schon seit Jahrzehnten die globale IT-Industrie mit ihren Produkten und Services. Dadurch entstanden Abhängigkeiten, die jetzt mit Blick auf die US-politischen Entscheidungen und Ankündigungen der letzten Wochen einmal mehr in Frage gestellt werden.

Die digitale Infrastruktur Europas basiert in weiten Teilen auf Technologien und Diensten dieser US-amerikanischen IT-Giganten. Diese Abhängigkeit wirft immer wieder Fragen zur Datensouveränität, zum Datenschutz und zur politischen Einflussnahme auf. Besonders im Kontext der Trump-Regierung wurde die Diskussion um die Sicherheit europäischer Daten neu entfacht. Doch wie real ist dieses Risiko wirklich?

US-Unternehmen & europäischer Datenschutz: Ein Spannungsfeld

Die USA und Europa verfolgen unterschiedliche Philosophien beim Datenschutz. Während die EU mit der DSGVO einen strengen Rechtsrahmen geschaffen hat, ist der Datenschutz in den USA weniger reguliert und stärker von wirtschaftlichen Interessen geprägt. Diese Unterschiede führten in der Vergangenheit zur Aufhebung von Abkommen wie „Safe Harbor“ und „Privacy Shield“ durch den Europäischen Gerichtshof.

Ein zentraler Kritikpunkt ist der CLOUD Act (Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act), der 2018 in den USA verabschiedet wurde. Er verpflichtet US-Unternehmen, auf Anordnung von US-Behörden Daten herauszugeben – auch wenn diese auf Servern außerhalb der USA gespeichert sind. Jedoch wurde der CLOUD Act bisher nicht in einer Weise angewendet, die zu einem massiven Datenschutzskandal geführt hätte.

Glasfassade mit Microsoft Logo

Microsofts digitale Zusicherungen für Europa – Vertrauen durch konkrete Maßnahmen

Microsoft hat im April 2025 fünf digitale Zusicherungen für Europa veröffentlicht, die ein starkes Signal an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft senden und den Konzern konkret gegen die Richtung der US-Regierung positioniert. Diese lauten:

1. "Wir werden dabei helfen, ein breit aufgestelltes Cloud- und KI-Ökosystem in Europa zu bauen.“ 

Microsoft investiert massiv in europäische Rechenzentren und KI-Infrastruktur und möchte die Kapazität ihrer europäischen Rechenzentren von 2023 bis 2027 verdoppeln. Die Public-Cloud–Rechenzentren bilden dabei die Grundlage für ein breit gefächertes Cloud-Ökosystem. Besonders hervorzuheben ist die Microsoft Cloud for Sovereignty – ein Technologiepaket, das es Regierungen und öffentlichen Einrichtungen ermöglicht, Azure-Dienste mit vollständiger Kontrolle über Speicherorte, Verschlüsselung und administrativen Zugang zu nutzen.

2. „Wir werden Europas digitale Resilienz aufrechterhalten, und zwar auch in Zeiten von geopolitischer Volatilität.“

Microsoft verpflichtet sich, im Falle politischer Eingriffe – etwa durch Anordnungen der US-Regierung – alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um europäische Cloud-Dienste aufrechtzuerhalten.

„Im unerwarteten Fall, dass wir von einer Regierung irgendwo auf der Welt angewiesen werden, unsere Cloud-Tätigkeiten in Europa auszusetzen oder ganz einzustellen, verpflichten wir uns, solche Maßnahmen mit allen uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln schnell und kraftvoll anzufechten – auch durch Rechtsstreitigkeiten vor Gericht.“

Diese Zusage ist nun rechtsverbindlicher Bestandteil aller Verträge mit europäischen Regierungen und der EU-Kommission. Microsoft verweist auf frühere Klagen gegen die US-Regierung – sowohl unter Obama als auch Trump – zum Schutz der Daten seiner Kunden.

3. "Wir werden die Privatsphäre europäischer Daten weiterhin bewahren.“

Microsoft setzt sich weiterhin dafür ein, die Privatsphäre europäischer Daten zu schützen und bietet Kunden umfassende Kontrolle über ihre Daten. Das EU-Data-Boundary-Projekt ermöglicht es europäischen Kunden, ihre Daten innerhalb der EU und EFTA-Region zu speichern und zu verarbeiten. Zusätzlich bietet Microsoft verschiedene Sicherheits- und Verschlüsselungsoptionen, um den Zugriff auf Kundendaten zu kontrollieren und zu schützen. Microsoft hat eine starke juristische Erfolgsbilanz im Schutz europäischer Daten und verpflichtet sich, die Datenschutzlösungen weiter auszubauen und zu stärken.

4. „Wir werden stets helfen, Europas Cybersicherheit zu schützen und zu verteidigen.“

Microsoft hat im Jahr 2022 geholfen, die kritischen Daten und Technologiedienste der Ukraine in europäische Rechenzentren zu evakuieren, um den digitalen Betrieb der Ukraine zu schützen. Angesichts zunehmender Cyberangriffe aus verschiedenen Ländern hat Microsoft neue Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit in Europa angekündigt, darunter die Ernennung eines neuen Deputy Chief Information Security Officer für Europa. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass europäische Regierungen und Unternehmen besser auf Bedrohungen reagieren können und die Einhaltung der EU-Cybersicherheitsvorschriften gewährleistet ist.

5. "Wir werden zur Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit Europas beitragen, auch im Bereich Open Source.“

Microsoft setzt sich dafür ein, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken, insbesondere im Bereich Open Source. Das Unternehmen hat Grundsätze für den Zugang zu KI und Cloud-Plattformen in Europa festgelegt, um den offenen Zugang zu fördern. Diese Grundsätze ermöglichen es, dass die Azure-KI-Plattform sowohl für Open-Source- als auch für proprietäre Geschäftsmodelle offen ist. Europäische Start-ups und Unternehmen nutzen diese offenen Zugänge, um in der KI-Wirtschaft zu innovieren und zu wachsen.

Weitere Beispiele: Apple und der juristische Datenschutzkampf

Auch andere US-Konzerne haben sich in der Vergangenheit mehrfach geweigert, Behörden Zugriff auf verschlüsselte Nutzerdaten zu gewähren – selbst in Fällen, in denen es um nationale Sicherheit ging. Ein prominentes Beispiel war der Streit zwischen Apple und dem FBI im Jahr 2016, bei dem Apple sich weigerte, ein iPhone eines Attentäters zu entsperren. Apple argumentierte, dass ein solcher Schritt eine gefährliche Präzedenz schaffen würde und dadurch in Zukunft gezielt ausgenützt werden könnte.

Diese Fälle zeigen: Auch große US-Konzerne sind bereit, sich juristisch gegen ihre eigene Regierung zu stellen, um das Vertrauen ihrer Nutzer zu wahren.

Microsofts Versprechen im geopolitischen Kontext

Auch ein Artikel im Handelsblatt hebt hervor, dass Microsoft sich nicht nur zu Datenschutz und Resilienz bekennt, sondern auch zur wirtschaftlichen Partnerschaft mit Europa. Das Unternehmen sieht sich als Brückenbauer zwischen den USA und Europa und betont, dass es in einer Zeit geopolitischer Unsicherheit Stabilität schaffen will. Microsoft investiert nicht nur in Infrastruktur, sondern auch in rechtliche Absicherungen und Partnerschaften mit lokalen Akteuren.

Auch weitere Handlungen des Konzerns, wie etwa die Abwesenheit des CEOs Satya Nadela an der Amtseinführung Donald Trumps oder dem Beibehalten der Abteilung für Diversität und Inklusion – anders als andere US-Techgiganten – zeigen, dass Microsoft andere Ziele verfolgt als die US-Regierung.


Alternativen: Fehlende europäische Lösungen für Microsoft-Produkte

Trotz der Kritiken hinsichtlich der Abhängigkeit von US-amerikanischen Technologiekonzernen gibt es derzeit keine umfassenden europäischen Alternativen zu den Produkten und Dienstleistungen von Microsoft. Zwar existieren einige Open-Source-Lösungen und kleinere Anbieter, die bestimmte Funktionen abdecken, doch sie erreichen nicht die gleiche Breite und Integration wie die Microsoft-Ökosysteme.

Diese Lücke zeigt sich besonders deutlich im Bereich der Unternehmenssoftware und Cloud-Dienste. Microsoft 365, Azure und Dynamics 365 sind tief in die Geschäftsprozesse vieler Unternehmen integriert und bieten eine nahtlose Verbindung zwischen verschiedenen Anwendungen und Diensten. Europäische Anbieter haben es schwer, diese Integration und den damit verbundenen Mehrwert zu replizieren.

Fazit: Politische Ungewissheit ja – aber auch klare Schutzmechanismen

Die politische Volatilität – insbesondere in den USA – ist eine Variable für die digitale Souveränität Europas. Doch Unternehmen wie Microsoft zeigen, dass sie dieses Risiko ernst nehmen und aktiv gegensteuern. Mit rechtlich bindenden Zusagen, Investitionen in lokale Infrastruktur und Partnerschaften mit europäischen Unternehmen schafft Microsoft ein hohes Maß an Vertrauen.

Die Zusammenarbeit mit Microsoft wird zunehmend durch europäische Kontrollmechanismen, rechtliche Verpflichtungen und technische Souveränitätslösungen untermauert. Microsofts Engagement zeigt: Es ist möglich, globale Technologie mit europäischem Datenschutz zu vereinen – und dabei die digitale Zukunft Europas aktiv mitzugestalten.

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